Monatsimpuls – November 2021

…DAS WAR’S

Ich spaziere langsam über einen Friedhof und schaue mir die verschiedenen Gräber an, lese Grabinschriften, betrachte die verschiedenen kunstvollen Grabsteine und sinne über die Vergänglichkeit nach.

Auf einmal stehe ich vor einer schwarzen Grabplatte. Darauf liegen vertrocknete Herbstblätter. Ich schiebe einige leicht zur Seite, um die Inschrift lesen zu können:

…DAS WARS steht darauf.

Ich bin geschockt. Aufgewühlt. Empört. Es ist als stände die Zeit still. Das war’s. Ende. Nichts mehr. Traurigkeit überkommt mich. Was schwingt in dieser Aussage mit? Endgültigkeit. Bitterkeit. Hoffnungslosigkeit. Ob das die Sterbenden selbst so empfunden und ausgedrückt haben, oder ob die Angehörigen diese Inschrift ausgesucht haben?

Langsam hebe ich meinen Blick und lese ganz unten am Fuß des hellen Grabsteins: DIE BLUME IST VERWELKT. Davor liegt ein kleiner total vertrockneter Blumenstrauß. Skurril. Selbst die Natur scheint diese Inschriften abzubilden.

Ich hebe meinen Kopf noch weiter und richte mich auf, weiter oben auf dem Grabstein sind die Namen der Toten eingraviert, und daneben steht: AUFGEBLÜHT ZU NEUEM LEBEN. Ich staune.

Und ganz oben im Grabstein: ein Fenster mit einem Kreuz darin, und angedeutet, ein Kranz aus Blättern.

Welch ein Kontrast!

In der Trauer, kauernd, den Kopf gesenkt, den Blick auf die schwarze Grabplatte gerichtet… Verzweiflung, Bruch, Ende. …Das war’s.

Und beim Heben des Kopfes und aufrichten, fällt der Blick auf den hellen Grabstein mit den Zeichen der Auferstehung und Hoffnung, des Lebens und Glaubens.

Ich bin fasziniert. Was für eine starke Botschaft! Wie lebensnah!

Beides gehört dazu. Das Ringen im Sterben und Loslassen, im Verlust, Zweifel und in der Trauer. Und das Entdecken der Zeichen der Hoffnung und des neuen Lebens.

Und es geschieht im Aufblicken und Aufrichten… und im Ausrichten auf Gott hin.

Möge dieser Grabstein für uns und alle Trauernden eine Einladung und Ermutigung sein, den Kopf zu heben, uns aufzurichten und neuen Mut und Hoffnung zu fassen.


Wir nehmen Ihre lieben Verstorbenen in diesen Tagen des Totengedenken gerne mit in unser Gebet und zünden Kerzen für sie an.

Bitte senden Sie uns die Namen der Verstorbenen, für die wir beten sollen, an gebet@missionarinnen-christi.de.


Sr. Annette Funke ist Novizin der MC und hat zuvor in der weltkirchlichen Entwicklungszusammenarbeit bei katholischen Hilfswerken und zuletzt als Friedensfachkraft in der Zentralafrikanischen Republik gearbeitet.