MISSIONARINNEN CHRISTI ERZÄHLEN

Im Portrait: Sr. Margot Schüle, Bronkhorstspruit, Südafrika

1960 ist Schwester Margot Schüle zu den Missionarinnen Christi gekommen und in den Orden eingetreten. Nur acht Jahre später ist sie zum ersten Mal nach Afrika ausgereist, angetrieben von ihrer inneren Berufung, den Menschen dort zu helfen und bei ihnen zu sein, „damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh. 10,10).

Ausreisen in den Kongo, der Berufung folgen – was so aufregend und irgendwie leicht klingt, bedeutete 1000 Kilometer Luftlinie Entfernung zur Hauptstadt. Dschungel. Kein Auto. Keine Post. Kein Telefon. Langsam mit der Zeit, mit Geduld, Ausdauer und Hingabe gelang das Einarbeiten in die Gegebenheiten und in der Folge auch die schrittweise Umsetzung des Ziels: vor Ort ein Gesundheitswesen auf- und ausbauen, ambitionierte Menschen finden und diese für die Krankenpflege und als Hebammen ausbilden zu lassen.

Wohin Sr. Margot ihr Weg in all den Jahren geführt hat, welche Umwege sie zusammen mit ihren Mitschwestern gegangen ist, könnte ein Buch füllen – es waren viele Stationen. Eingeprägt haben sich auch die dramatischen Momente, etwa als die Schwestern 1991 infolge einer Rebellion das Land schnellstmöglich verlassen mussten. Von der Deutschen Botschaft wurden sie per Flugzeug aus dem Land und zurück nach Deutschland geholt. Sobald es möglich war, kehrten sie wieder zurück, nahmen die Arbeit wieder auf. „In leere, geplünderte Häuser sind wir zurückgekommen. Vieles war zerstört. Wir haben teilweise neu angefangen. Aber es ging weiter. Die Menschen waren so froh, dass wir wiedergekommen waren. Mehr noch waren sie dankbar, dass wir sie weiter angenommen haben, waren doch einige von ihnen bei den Plünderungen dabei gewesen“, erzählt Sr. Margot.

1997 und 1999 mussten die Schwestern jeweils noch einmal das Land verlassen. So entstand auch die Idee, Fuß in einem weiteren afrikanischen Land zu fassen – neben dem dringend gebrauchten Engagement gäbe es in solchen Krisensituationen künftig eine Anlaufstelle für die Missionarinnen Christi auf dem Kontinent, damit sie nicht alle gemeinsam nach Europa ausreisen müssten, Europäerinnen wie Afrikanerinnen, die inzwischen dem Orden beigetreten waren. So ziehen einige von ihnen im Februar 1999 Schwestern nach Südafrika, nach Bronkhorstspruit (BHS) in der Erzdiözese Pretoria.

Dort lebt Sr. Margot auch heute, kümmert sich um das dortige Schwesternhaus und um die Bedürfnisse der Schwestern und Gäste, die zu Besuch kommen und hier wohnen. Sie steht in gutem Kontakt mit den Schwestern im Formationshaus und mit den Postulantinnen. Zu den Gebetszeiten und für die Eucharistiefeiern sind morgens und abends alle zusammen , sonst sind es zwei Lebensgruppen. Aus dem Kongo sind regelmäßig Postulantinnen zum Praktikum in Südafrika.

 „Auch für unsere Gemeinschaft ist ein sicheres Einkommen wichtig, da spielt die Selbstversorgung eine wichtige Rolle. So kamen bei uns erst ein Gemüsegarten und die Schafe, eine Fisch- und Nutzpflanzenkultur läuft dieses Jahr als Projekt an. Ich habe es aber gut, denn in meinem Alter (83) kann ich mir auch Zeit für mich leisten. Froh bin ich, dass ich Auto fahren kann. Nach außen bin ich die Kontaktperson zu anderen Gemeinschaften in unserer Nähe, pflege diese wichtigen Kontakte.“ Wie wichtig sie sind, zeigt sich besonders in Notsituationen, aber auch im Alltag. Immerhin leben die Schwestern fünf Kilometer außerhalb von BHS, zu Fuß ist nichts erreichbar. Alleine unterwegs zu sein ist viel zu gefährlich.

So ist sie weiterhin nicht nur für die Gemeinschaft der Missionarinnen Christi aktiv, nimmt etwa in deren Namen an den Treffen des  Pfarrgemeinderates in St. Charles in BHS teil. Dort macht sie auch Pastoralarbeit, indem sie Haus-und Krankenbesuche macht, bedürftige Familien und Aidswaisenkinder unterstützt und ist in Sizanani Sakristanin mit allem „was halt so dazugehört. Blumenschmuck, Altarwäsche, das ganze Drumherum“, berichtet Sr. Margot. In normalen Zeiten gibt es fünf Gottesdienste in der Woche.

Was sie sonst noch macht, würden wir in unseren Breiten mit „ehrenamtlichem Engagement“ beschreiben, Sr. Margot benennt es kurz mit „Gesundheitsfürsorge und Pastoral“. Aktiv ist sie für verschiedene Institutionen, das Zambien Sisters-Alfonso Children‘s Home für behinderte Kinder, im Shelterhaus, einem Frauenhaus in Sizanani und vor allem im St. Joseph’s Care und Support Trust, Sizanani. Als “Board Member” kümmert sie sich um Fundraising für Aidswaisenkinder und so genannte “vulnerable children”.

„Am Anfang, als HIV-Infektionen überhandnahmen, hatte das Hospiz gerade einmal 20 Betten. 30 Todesfälle pro Monat, waren keine Seltenheit. Es gab keine Aufklärung, keine Behandlungsmöglichkeit, die waren auch gar nicht gewollt. Nicht nur gab es keine Unterstützung seitens der Regierung, erst Anfang 2004 erste Behandlungen. Der Präsident hatte bis dahin die Existenz von Aids immer abgestritten. In den Townships inmitten von Armut und Elend sind die Menschen gestorben wie die Fliegen.“ Inzwischen wurde das Gesundheitsprogramm vom Staat übernommen.

St. Joseph bietet inzwischen so genannte Homebase-Care, also Hospizpflege zu Hause. Das Einzugsgebiet ist groß. 5000 Personen sind inzwischen im Gesundheitsprogramm mit Aidstests, Medikamenten, Hilfen. Schon zu Beginn des Programms für Aidswaisenkinder hat Sr. Margot dort mitgearbeitet.

Sozialzentren wurden gebaut, Personal ausgebildet und eingesetzt. Für die Waisen wurden Pflegeeltern gesucht. Diese Kinder bekommen einmal täglich Essen in der Einrichtung, medizinische Betreuung und eine Schulausbildung. Im Sommer besuchen sie Camps für die Freizeitgestaltung. Es gibt eine Trauerbegleitung für Kinder, bei denen Eltern gestorben sind, um die große Not und Trauer zu lindern.

„Wenn ein Elternteil stirbt, sagt man es den Kindern in Südafrika in der Nacht ins Ohr. Sie nehmen es wahr und können es so besser verarbeiten über das Unterbewusstsein. Wahrheit ist wichtig. Gemeinschaft mit den anderen betroffenen Kindern ist wichtig, aber auch Normalität in einer Pflegefamilie.“

Im Moment sind 550 Waisen und vernachlässigte Kinder in sechs verschiedenen Townships in Betreuung. Die Covid-Pandemie hat die große Not überall noch größer gemacht. Es gibt nur selten fließendes Wasser, Abstand halten ist nicht möglich, da alle dicht an dicht leben müssen. Wo schon zuvor die Arbeitslosenrate bei 60 Prozent lag, können die Menschen nicht einmal mehr etwas über Straßenhandel dazuverdienen. So initiierte St. Joseph einen Spendenaufruf, über den Essenspakete an die notleidende Bevölkerung verteilt werden konnten. Die Menschen waren sehr dankbar für die Hilfe, konnten sie doch so neuen Mut fassen, um weiterzumachen.

„Wenn ich nach Deutschland komme, werde ich oft gefragt, warum ich in meinem Alter denn noch in Afrika bin, warum ich das weiter alles mache. Warum? Es ist meine Berufung. So lange es gesundheitlich geht, mache ich weiter. Da ist dann noch die große Liebe zu den Menschen in Afrika wegen derer man nicht müde wird dort zu bleiben. Es ist eine innere Freude, die sich schon immer durchzieht.“

So geht es also diese Tage nach dem Heimaturlaub für Sr. Margot zurück nach Südafrika mit dem besten Motto, das man im Reisegepäck haben kann: „Alles was ich aus Liebe tue, kann mir niemand nehmen, das hat Ewigkeitswert.“

Wenn wir Ihr Interesse geweckt haben, freuen wir uns. Sie möchten gerne noch mehr darüber erfahren, wo die Missionarinnen Christi überall unterwegs und engagiert sind? Sprechen Sie uns jederzeit gerne an. In all unseren Lebensregionen in Deutschland/Österreich, Afrika und Brasilien gibt es beständig Projekte, die erst dank Ihrer Spenden mehr Menschen erreichen, die unsere Hilfe benötigen. Oft bewirkt die Hilfe im Kleinen so viel Großes. Vielen Dank dafür! 

Ihre Missionarinnen Christi