Impuls zu Mariä Lichtmess – Februar 2021

LICHT SEIN IN DIE FINSTERNISSE DER ZEIT

Am Beginn des Monats Februar steht im kirchlichen Kalender ein Festtag, der in früheren Zeiten sehr wichtig war, heute vermutlich nur noch katholischen Insidern etwas sagt: Mariä Lichtmess.  Der 2. Februar ist der 40. Tag nach Jesu Geburt und wurde – der jüdischen Tradition entsprechend (s. Levitikus 12) – als Tag der „Reinigung Mariens“  bzw. auch als „Darstellung des Herrn“ begangen. Im ländlichen Raum war es der Tag, an dem das Arbeitsverhältnis zwischen Bauer und Knecht bzw. Magd verlängert oder beendet wurde. Für einen Wechsel war es eine günstige Zeit: Die Arbeiten, für die im Winter Zeit war, da keine Feldarbeit zu leisten war, waren größtenteils getan; die Vorbereitungen für das kommende Frühjahr eilten noch nicht. Bis zum 05. Februar hatten die Wechselwilligen nun Zeit, an die neue Arbeitsstelle zu kommen. Der Februar wurde so für viele eine Zeit des Aufbruchs und des Neubeginns in einer bis dahin unbekannten Haus- und Arbeitsgemeinschaft.

An welche Aufbrüche in meinem Leben denke ich gern zurück?    

Jetzt war auch schon zu erleben, dass die Tage wieder länger wurden – eine Erfahrung, deren Intensität wir mit unseren Möglichkeiten der künstlichen Beleuchtung kaum noch nachvollziehen können.
Die Dunkelheit einer finsteren Nacht wirkt bedrohlich:  ich sehe nicht, wohin ich trete, ich weiß nicht, wer oder was mir entgegenkommt und sich mir in den Weg stellt. Da tut schon ein kleines Licht gut, um Angst und Unsicherheit zu vertreiben.

Die Lichtsymbolik ist in uns tief verankert. Das Licht einer Kerze in der Dunkelheit weckt in uns immer wieder neu angenehme Gefühle, wird nie langweilig. Und nicht umsonst heißt die Spendenaktion des ORF, mit der Familien und Kinder in Not unterstützt werden, „Licht ins Dunkel“.

In der mystischen Tradition ist die „dunkle Nacht“ Bild für die Erfahrung der gefühlten Abwesenheit Gottes, in der alles sinnlos scheint und die Sehnsucht nach einer liebevollen Begegnung wächst.

Wir Christ_innen bekennen Jesus Christus als „Licht der Welt“, das die Dunkelheiten unseres Lebens erhellt und in die Welt hineinstrahlt. Er ist das Licht, das uns auf unserem Weg in die Zukunft sicher auftreten lässt und Hoffnung gibt.

„Ihr seid das Licht der Welt!“ Mit dieser Zusage Jesu (s. Matthäus 5,14) sind wir aufgefordert, auch füreinander Licht zu sein und uns gegenseitig das Leben zu erhellen – im persönlichen Umfeld, aber auch global. „Licht sein in die Finsternisse der Zeit“ – so hat der Gründer unserer Gemeinschaft, der die „Finsternis“ zweier Weltkriege erlebt hatte, unseren Auftrag umschrieben.  

Dunkle und helle Zeiten in meiner Lebensgeschichte – wie haben sie sich angefühlt?
Wer oder was macht mein Leben hell?
Wer ist für mich ein Sonnenschein?
Und für wen bin ich es?   

Halten wir unser Gesicht ins Licht der Sonne, genießen wir ihre Helligkeit und Wärme – dankbar für das Leben, das Gott uns schenkt!

Sr. Hildegard Schreier MC


Sr. Hildegard Schreier hat Philosophie und Theologie studiert. Missionarin Christi ist sie seit 1985 und seit 2010 Generalleiterin des Ordens.