Impuls zur Fastenzeit – März 2021

SELBSTACHTUNG UND SELBSTWIRKSAMKEIT: DIE KÖNIGIN VON SABA

Es ist ein menschliches Urbedürfnis, das eigene Leben selbst zu gestalten und selbst zu bestimmen, wie es läuft. Für Christinnen und Christen kann die Fastenzeit eine gute Übungszeit dafür sein, denn es geht in dieser Zeit darum, sein Leben (neu) zu ordnen.

Dazu ist es nötig, sich selbst bewusst wahrzunehmen, mit allen, was zu einem selbst gehört. Und aus einer guten Selbstachtung erfolgt dann, sozusagen von allein, automatisch, eine gute Selbstwirksamkeit. Damit ist gemeint, dass man/frau sich nicht von außen, vom Familien-, Berufs- oder Alltagsstress bestimmen lässt, sondern in der Lage ist, in Freiheit mit den Gütern von Zeit, Besitz, Geld, Arbeit, Macht, Erfolg und anderem umzugehen. Man/frau lässt sich nicht fremdbestimmen, sondern lebt in seiner/ihrer Mitte und entscheidet selbst.

Als Beispiel, wie man selbstbestimmt leben kann, möchte ich die Königin von Saba vorstellen.

Ihre Geschichte findet sich in der Bibel im 10. Kapitel des 1. Buches der Könige: Sie war eine intelligente, reiche, schöne Königin im sagenhaften Land Saba. Wie es so ist an Königshöfen, wurde ihr von der Weisheit Salomos berichtet und diese Geschichten über ihn haben offensichtlich ihre Neugier und ihr Interesse geweckt. So ist sie mit unvorstellbar vielen kostbaren und wertvollen Geschenken aufgebrochen, um sich selbst ein Bild zu machen.

Sie ist bei Salomo eingetreten und hat ihn mit Rätselfragen geprüft. Außerdem hat sie mit ihm über alles gesprochen, was sie sich vorgenommen hatte. Und der König konnte dieser Herausforderung standhalten! Hier waren offensichtlich zwei ebenbürtige Gegner aufeinandergetroffen. Heute würde man sagen, dass die Königin wohl (endlich) einen gefunden hatte, mit dem sie auf Augenhöhe sprechen konnte.  So wurde sie in ihren Erwartungen nicht enttäuscht. Großzügig und steinreich, wie sie ist, schenkt sie ihm so viel, dass die Bibel gar nicht fertig wird, alle Schätze aufzuzählen. Dann ist sie heim in ihr Reich gezogen.

Was hat das alles mit Selbstachtung und Selbstwirksamkeit zu tun?

Selbstachtung: Die Königin achtet sich selbst. Sie hört interessante Geschichten von Salomo und spürt, dass das etwas in ihr anrührt: eine Sehnsucht, einen Wunsch, eine Phantasie. Und sie nimmt das ernst. Sie ist in der Lage, sich selbst und ihre Gefühle und Sehnsüchte wahrzunehmen und ernst zu nehmen.

Selbstwirksamkeit: Und aus dieser Selbstwahrnehmung heraus erfolgt dann ihr Aufbruch. Sie hätte ja sagen können, dass das alles gut und schön sei – ein zu großes Risiko. Man stelle sich, wie es der Bibeltext nahelegt: eine weite und gefährliche Reise durch die Wüste. In der Wüste gibt es keine Nahrung, nichts zu trinken, vielleicht lauern dort Feinde, vielleicht verliert man den Weg, überall lauern Gefahren.

Diese Geschichte vom Suchen und Finden kann uns Mut machen.

Die Königin sucht und findet und auch wir sind in der Fastenzeit eingeladen, zu suchen. Ob wir finden werden, wird sich herausstellen. Dafür gibt es keine Garantie. Aber wir können Gott bitten, dass er uns bei unseren inneren Reisen hilft, so wie er die Reise der Königin von Saba mit seinem Wohlwollen begleitet hat.

Sr. Susanne Schneider MC


Sr. Susanne Schneider, geb. 1963, stammt aus Laufenburg in Baden-Württemberg, Erzbistum Freiburg. Zwischenzeitlich hat sie 15 Jahre in Leipzig gelebt. Die Theologin hat als Gemeinde- und Pastoralreferentin gearbeitet. Seit 2016 ist Sr. Susanne als Bildungsreferentin bei missio München.