Impuls zu Ostern – April 2021

Von den österlichen Erzählungen in der Hl. Schrift ist mir die Begegnung von Maria von Magdala mit Jesus besonders wichtig. Maria hatte eine starke Beziehung zu Jesus, sie hat den Tod und das Sterben Jesu ganz nah und tief miterlebt. Marias Leben hat sich durch die Liebe zu ihm grundlegend verändert. Jetzt schien alles aus zu sein, nur das Grab blieb ihr.

In diesem Jahr haben viele Menschen durch die Coronapandemie Krankheit und Tod erfahren. Viele Lebensentwürfe sind zerbrochen, viele stehen am Grab ihrer Lieben, in vielen herrscht große Dunkelheit. Sie wissen nicht, wie es in ihrem Leben weitergeht. Auch in unserer Gemeinschaft wurden wir von dieser Krankheit heimgesucht. Mitschwestern sind erkrankt, unser Leben wurde eingeschränkt. Vielleicht kann uns diese Begegnungsgeschichte von Jesus und Maria Licht schenken.

Maria macht sich in aller Frühe, als es noch dunkel war, auf zum Grab. Es war noch Nacht, in ihr und auch draußen. Der Tod Jesu hat tiefe Spuren in ihr hinterlassen. Und doch bricht sie auf, Jesu Leichnam zu salben, ihm nahe zu sein. Die Sehnsucht nach „ihrem Meister“ ist groß. Sie entdeckt, dass der Stein vom Grab weggenommen ist. Erschrocken bricht sie auf und verkündet den Jüngern, dass das Grab leer ist. Jesus ist nicht mehr da. Petrus und Johannes kommen zum leeren Grab. Sie begegnen Jesus nicht, sie kehren wieder zurück nach Hause.

Maria aber bleibt am Grab. Sie geht nicht weg, sie weint, gibt ihrer Trauer Raum. Sie sucht Jesus. Sie wendet sich um, sieht eine Gestalt und meint, es sei der Gärtner. Sie wird gefragt, warum sie weint,  wen sie sucht. Der vermeintliche Gärtner nimmt sich ihrer Trauer, ihrer Tränen an. Maria erkennt Jesus in ihrer Trauer noch nicht, ihr sonst so klarer Blick wurde ihr geraubt. Doch Jesus nennt sie liebevoll beim Namen: Maria!

Da wendet sich Maria nochmals um und erkennt Jesus. Rabbuni, Meister!

Als er sie beim Namen ruft, trifft es sie ins Herz, im tiefsten darf sie erfahren: ER ist es, ER ist es wirklich, ER lebt! Jesus sagt zu Maria, dass sie ihn nicht festhalten, sondern verkünden soll, dass er lebt. Maria wird von Jesus direkt ausgesandt, sie verkündet es den Jüngern und wird so zur „Apostelin der Apostel“.

Jesus ruft Maria beim Namen, er ruft auch mich, er ruft jede und jeden. In dieser so persönlichen Begegnung wird er als der Lebendige erfahrbar. Auch ich, wir alle sind gesandt, den auferstandenen Herrn zu verkünden. Wir dürfen von unseren Erfahrungen mit ihm erzählen und bezeugen, dass ER in unserem Leben mitgeht und wirkt. Wir dürfen glauben, dass er auch in unserer Traurigkeit und Angst da ist, auch wenn wir ihn nicht gleich erkennen.

Sagt es allen weiter – Jesus ist auferstanden, Halleluja!

Sr. Rosi Weißl MC


Sr. Rosi Weißl, geb. 1960, stammt aus Köstendorf, Erzdiözese Salzburg. Acht Jahre arbeitete sie im Bildungshaus St. Michael in Matrei/Brenner, 19 Jahre in der Missionsprokur und seit 2015 ist sie Hausleiterin im Regionalhaus der Missionarinnen Christi und Klinikseelsorgerin im Klinikum Rechts der Isar in München.