Am ersten Sonntag im Oktober feiern wir Erntedank, so auch die Gemeinde St. Lutwinus in Mettlach im Saarland, Diözese Trier. Seit vielen Jahren steht Sr. Beate Roger mit der Pfarrei und den Menschen vor Ort in enger Verbindung, nachdem sie von 1978 bis 1984 dort als Gemeindereferentin tätig war. Zu Erntedank ist sie jedes Jahr dorthin gereist, hat über das Engagement der Missionarinnen Christi in Afrika berichtet und persönlich dem Pfarrer, dem Pfarrgemeinderat und dem Frauenteam für das Engagement für Afrika gedankt. Die Reise nach Mettlach kann sie inzwischen nicht mehr auf sich nehmen, der Kontakt aber bleibt bestehen. So berichtet Sr. Beate inzwischen zu Erntedank per Brief und mit Bildern der Gemeinde.
Den Dank an die Unterstützerinnen und Unterstützer teilen wir – er gilt den Mettlachern wie auch Ihnen allen, die das Engagement der Missionarinnen Christi in den Regionen unterstützen. Vergelt’s Gott!
Zum Erntedank 2021
Liebe Brüder und Schwestern im Glauben,
Wieder rufe ich Ihnen und Euch allen ein herzliches Grüß Gott von München aus zu. Die Zeit geht mit uns durch und wir leben mit den Regelungen und Einschränkungen, die aufgrund der Corona-Pandemie – in unseren Ländern auf unterschiedliche Weise – verhängt wurden und noch werden.
Unsere kleinen und größeren Freiheiten, mit denen wir selbstbestimmt und ganz selbstverständlich gelebt haben, wurden beschnitten und begrenzt. Wir wissen, dass Freiheit nicht bedeutet, immer und überall tun und lassen zu können, was wir wollen, sondern dass wir Rücksicht auf andere nehmen müssen. Das versuchen wir auch, jede und jeder in seinem persönlichen Umfeld, weil die Würde der anderen so unantastbar ist wie unsere eigene.
So hoffe ich, dass Sie und wir alle einigermaßen gut durch die Corona-Krise gekommen sind und wünsche Ihnen und uns allen, dass wir weiter unter Gottes Schutz unser Leben trotz Corona-Pandemie sinnvoll gestalten können.
Heute feiern wir zusammen das Erntedankfest und danken Gott, dass wir wieder reichlich gesegnet sind und denken auch an die vielen Menschen, die durch Naturkatastrophen schwer getroffen wurden. Das Erntedankfest hat mich dieses Jahr – gerade durch Corona – inspiriert weiter unser Leben in Blick zu nehmen, vor allem die Region Afrika. Dabei denke ich ganz fest an unsere afrikanischen Mitschwestern.
Für unseren Gründer Pater Christian Moser, so wie für die Kirche überhaupt, war zu unserer Gründungszeit 1956 vor allem Afrika die Herausforderung zur Verkündigung der Botschaft Jesu Christi. Die ersten Schwestern sind schon 1958 damals nach Belgisch Kongo ausgereist. Pater Mosers Anliegen war es, dass wir durch unser Leben und Tun mithelfen, „die Welt zu Gott heimzuholen“.
Heute, nach 60 Jahren, leben und arbeiten in der Region Afrika, also in der Demokratischen Republik Kongo, Südafrika und Tansania, 37 Schwestern: 17 afrikanische Schwestern mit Lebensbindung, 14 afrikanische Schwestern noch mit zeitlicher Bindung und nur noch sechs Europäerinnen.
Dazu kommen noch die jungen Afrikanerinnen: im Formationshaus 25 junge Frauen im Aspirantat, verantwortlich ist Sr. Esther, im Postulat, verantwortlich ist Sr. Viktoria, und im Noviziat, verantwortlich ist Sr. Zitha. Diese Zeit der Einführung in unsere Gemeinschaft dauert mindestens fünf Jahre. Anschließend folgt die Berufsausbildung, ggf. mit entsprechendem Studium.
Im Studium sind derzeit Sr. Marcelline zur Agronomin und Veterinärin, um die Bewirtschaftung unseres Feldes in der Nähe von Kinshasa sinnvoll zu organisieren. Es geht auch darum, dass im Land selbst für den Lebensunterhalt etc. gesorgt wird. Sr. Bernadette studiert Französisch, für den Unterricht in der Schule in Yemo. Sr. Bridinette studiert Medizin und hat noch vier Semester vor sich.
Sr. Thérèse ist in der Ausbildung zur Krankenschwester. Sr. Carine hat dieses Jahr die Ausbildung zu Erzieherin für den Kindergarten abgeschlossen.
Es ist ein erfreulicher Weg, den wir mit Gottes Beistand gehen dürfen. Der Zuwachs an Mitgliedern, inzwischen schon aus vier verschiedenen afrikanischen Ländern, da wir jetzt auch eine Postulantin aus Uganda mitten unter uns haben, ist aber auch eine ernste Herausforderung, wie wir für jede Schwester den entsprechenden Lebensraum und den nötigen Unterhalt schaffen.
In Kinshasa (Dem. Rep. Kongo) ist das Regionalhaus mit der Leitung, Verwaltung und Organisation für die Region Afrika. Im Leitungsteam sind fünf Schwestern tätig. Es wohnen dort auch Sr. Beatrice, verantwortlich für das Gesundheitszentrum, Sr. Angèle, die Rechtsanwältin, besonders für die Armen und die ohne Stimme, und Sr. Hélène für die Administration einer Schule in der Nachbarschaft. Im Stadtteil Kingabwa sind das Formationshaus mit den jungen Schwestern in der Einführungszeit und auch unser Gesundheitszentrum zum Wohl der ärmeren Bevölkerung.
1000 Kilometer mit dem Flugzeug brauchen wir, um nach Yemo, in die Diözese Bokungu-Ikela zu kommen. Mit der Schule in Yemo geht es auch dank Ihrer Unterstützung gut weiter, was wir uns auch für die Zukunft mit den Jungen (Vorschrift vom Staat) wünschen.
Für Südafrika ist der Sitz der Missionarinnen Christi in Bronkhorstspruit, 60 km von Johannesburg entfernt. Hier leben und arbeiten noch drei Europäerinnen zusammen mit den afrikanischen Schwestern. Sr. Michaela ist verantwortlich für das ganze Finanzgebaren der Region Afrika.
Jetzt haben die Schwestern mit einer Schafzucht begonnen und hoffen, damit finanzielle Eigenständigkeit zu erwirtschaften.
Der Kindergarten in Taung wurde durch die Pandemie sehr eingebremst und wir hoffen, dass er bald wieder ins normale Leben mit 200 Kindern zurückfindet.
In Arusha/Tansania sieht der Neuanfang weiterhin hoffnungsvoll aus. Zu den drei Schwestern haben sich schon zwei Postulantinnen gesellt. Mit dem Bau des Ausbildungszentrums wurde bereits begonnen. Es wird auf Raten gebaut soweit das Geld reicht, damit wenigstens schon in einem Abschnitt gewohnt werden kann.
So können wir rückschauend für alle Fügung und Entwicklung – trotz vieler chaotischer Situationen von Seiten des Staates – mit Freude und Dank Gott loben und in großem Vertrauen zusammen mit unseren afrikanischen Mitschwestern unsere Mission in Afrika weiter wirksam werden lassen.
Da fällt mir der Satz ein, den Papst Franziskus in seinem Schreiben Evangelii Gaudium schreibt: „Ich bin eine Mission auf dieser Erde, und ihretwegen bin ich auf dieser Welt. Man muss erkennen, dass man selber „gebrandmarkt“ ist für diese Mission, Licht zu bringen, zu segnen, zu beleben, aufzurichten, zu heilen, zu befreien.“ Das Schreiben ist an alle Christgläubigen gerichtet. Also ist jede und jeder von uns eine Mission. Durch unser jahrelanges Zusammenwirken sind Sie längst dieser Aussage gerecht geworden.
Ihnen und Euch allen ein herzliches Vergelt’s Gott für die treue Verbundenheit mit unserer Gemeinschaft, mit unserer Arbeit in Afrika und so auch mit den Menschen dort sowie für das Gebet und für die finanzielle Unterstützung. […]
Mit herzlichen und frohen Grüßen
Ihre Schwester Beate
Brief zu Erntedank 2021 an die Gemeinde St. Lutwinus, Mettlach