Achtung! – 28.11.21

Ich liebe es, den Advent bewusst zu beginnen. Mit diesem Evangelium zum 1. Advent ist das aber nicht so einfach. Es beschreibt ein Katastrophen-Szenario und passt so gar nicht zu Adventskranz, Lichterketten und Räuchermännchen. In der Adventszeit möchten wir es doch etwas heimeliger haben. Katastrophen gibt es ja sonst wahrlich genug. Bestenfalls per Medien frei Haus geliefert oder schlimmstenfalls persönlich erlebt. Advent als romantische Ablenkung?

Nicht mit diesem Evangelium. Der Evangelist Lukas will uns Mut machen und aufrütteln. Wenn unfassbare Erschütterungen eintreten, wenn unsere persönliche Welt zusammen bricht und alle unsere Pläne undurchführbar werden, wenn das Befürchtete eintrifft und wir fassungslos vor dem Zusammenbruch stehen – dann, so ruft uns Lukas in der Endzeitrede Jesu zu, sollen wir nicht zusammenbrechen und am Boden zerstört sein, sondern: „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.“ (Vers 28) In all diesen erschütternden Bewegungen ist allein die Rettung, nach Jesus Christus Ausschau zu halten. Sich an ihm festzuhalten und den Halt in ihm zu suchen und zu finden, lässt uns nicht untergehen.

Das will geübt sein, damit mir im Ernstfall einfällt, was mir wirklich hilft. Mir persönlich hilft jetzt in einer schweren Krankheitssituation, dass ich jahrelang (jahrzehntelang?) geübt habe, „mit Jesus übers Wasser zu gehen“ und schon einigermaßen gut bin darin. Das hilft mir jetzt, gibt mir Kraft, macht Mut und gibt Hoffnung. Es macht Sinn zu üben: im normalen Alltag treu zu sein, sich nicht zu betäuben mit Arbeit oder Vergnügen und bewusst einen Schritt nach dem anderen den Lebensweg zu gehen hinter Jesus her oder an seiner Seite. So geübt, fällt mir im Ernstfall meines Lebens hellwach ein: Jetzt gilt’s! Jetzt brauche ich all mein Vertrauen in Jesus, meinen Retter und Erlöser. Jetzt ist der Anwendungsfall des Geübten eingetreten.

Also beginnen wir den Advent wachgerüttelt und hellwach. Und ausgerichtet auf den, der schon immer da ist und der kommen wird. Maranatha: Komm, Herr Jesus.

Einen wachen Advent wünsche ich uns allen!

Sr. Christine Zeis MC

1. Adventssonntag / Lukas 21, 25-28, 34-36